Wie wirkt sich Corona auf arbeitslose Menschen in der Städteregion Aachen aus? Erika Lieber und Alois Heinrichs können auf diese Frage eine konkrete Antwort geben. Sie sind Fachkräfte in der Beratungsstelle Arbeit in Aachen. Ihre Antwort lautet: Es brennt. Tagtäglich laufen bei ihnen Not- und Hilferufe von Menschen auf, die ihre Arbeit verloren haben, die keine finden, mit ihrem Geld nicht über die Runden kommen.
Die Pandemie hat die schlechte Lage der betroffenen Frauen und Männer sowie ihrer Familien noch verschlimmert. Wer vor Corona Schwierigkeiten hatte, eine reguläre Arbeit zu finden, hat gerade keine Chance. Hinzu kommen neue Hilfesuchende, Soloselbstständige zum Beispiel, denen die Einkünfte weggebrochen sind und die jetzt vor dem Ruin ihrer oftmals finanziell und rechtlich ungesicherten Existenz stehen. Das ist ein Aufgabengebiet, das sich für Erika Lieber und Alois Heinrichs neu auftut.
Sie schärfen gerade fachlich ihren Blick auf Beschäftigungsverhältnisse, die prekär sind. Ganz offiziell dürfen sie von ausbeuterischer Arbeit sprechen, mit ungeregelten Arbeitszeiten, mit mangelhafter Entlohnung und keiner sozialen Absicherung. Das gibt es vielfach in der Pflege, Hotellerie und Gastronomie, Logistik und Fleischindustrie, auch bei uns.
Mit Menschen, die zwar arbeiten, aber zu wenig zum Leben verdienen, hatten die beiden Aachener Fachkräfte schon immer zu tun. So türmt sich nun ein Berg von Anfragen vor ihnen auf. Hinter jedem Vorgang verbirgt sich ein Schicksal. Betroffene wissen nicht, wovon sie leben sollen, Stromschulden, Mietschulden mit allen schlimmen Konsequenzen. Erika Lieber und Alois Heinrichs geben ihr Bestes, ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen.
Doch der Weg dahin ist steinig: Die Anträge sind für viele Laien zu kompliziert und ohne professionelle Unterstützung schwer zu bewältigen. Dass wegen Corona die Türen der Behörden überwiegend zu sind und das Meiste per Internet und Telefon läuft, streut nochmal kräftig Sand ins Getriebe. Besonders verloren sind da Menschen mit sprachlichen Schwierigkeiten. Dank der guten Kontakte von Erika Lieber und Alois Heinrichs zum Jobcenter lassen sich Hürden trotzdem auf kurzem Wege beseitigen.
Das Leid der Betroffenen wächst, haben Erika Lieber und Alois Heinrichs beobachtet. Viele Menschen sind verzweifelt, ihre Not ist groß, sie sehen keine Perspektive. Existenzängste plagen jung und alt. Berufsbiografien brechen oder finden gar keinen Anfang. Die beiden Fachkräfte hatten schon junge Menschen in ihrer Beratung, die zurzeit keine Chance auf einen Ausbildungsplatz haben. So halten sich viele mit prekären, teilweise sogar ausbeuterischen Jobs über Wasser.
Wie hoch der Druck im Kessel inzwischen ist, merken Erika Lieber und Alois Heinrichs bei ihrer Arbeit täglich. Auch sie müssen pandemiebedingt Abstand halten, beraten über Telefon, Messenger, Videokonferenz und E-Mail. Aber oft ist nur der direkte menschliche Kontakt das, was hilft, um Verständnis- und Sprachbarrieren zu überwinden. Dafür gibt es noch einen Weg: ein offenes Fenster, durch das Worte und Papiere gewechselt werden.
Die unabhängige Beratung und Begleitung von arbeitslosen oder von Ausbeutung bedrohten Menschen in der StädteRegion Aachen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Vier Träger schultern sie gemeinsam, bündeln ihre Kräfte in der Beratungsstelle an der Aachener Josefskirche, St. Josefs-Platz 3, Tel. 0241-51000755 oder 0241-51000836.
Konkret zeichnen hier das Sozialwerk Aachener Christen, die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, Picco Bella gGmbH und Sozialprojekte Aachen-Nord e.V. verantwortlich. Zusätzliche niedrigschwellige Begegnungs- und Unterstützungsangebote erhalten Betroffene bei Kap Anna, Alexanderstraße 69-73, und bei AHA 100, Alt-Haarener-Str. 100.
Mehr Informationen unter www.arbeitslos-in-aachen.de .