Helmut Dieser - Ihr Bischof von Aachen
Liebe Leserinnen und Leser,
„und was machen Sie so?“
Wir lernen jemanden kennen, vielleicht bei einer Feier oder weil wir in eine neue Nachbarschaft gezogen sind, wechseln ein paar Worte Smalltalk und kurze Zeit später wird diese Frage fallen – man möchte fast sagen: so sicher, wie das Amen in der Kirche.
Gemeint mit der Frage ist natürlich Erwerbsarbeit.
Für Menschen, die – obwohl in einem Lebensalter, in dem normalerweise einer bezahlten Arbeit nachgegangen wird – herausgefallen sind aus dem Arbeitsmarkt, keine (neue) Arbeitsstelle finden, ist diese Frage oft besonders schmerzhaft.
Arbeitslosigkeit bedeutet nicht nur wirtschaftliche Einschnitte, sondern hat auch soziale Folgen. Man kann nicht, wie die anderen, von der Arbeit erzählen, erfährt nicht die Anerkennung wie andere für geleistete Arbeit oder eine erarbeitete Position.
Arbeitslosigkeit verändert die sozialen Beziehungen, den Freundeskreis. Man kann sich weniger leisten – andere „müssen“ einem vielleicht das Bier in der Kneipe ausgeben, leicht kann sich das Gefühl entwickeln, Bittsteller zu werden, und man zieht sich zurück.
Hat man vorher gemeinsam mit anderen gearbeitet, gemeinsam eine Pause von der Arbeit gemacht, einen Großteil des Tages und damit der Lebensrealität geteilt, so fällt dies durch die Arbeitslosigkeit weg. Der Alltag muss fortan alleine gestaltet und bestritten werden.
Arbeitslosigkeit macht einsam.